Odile Endres: TEXTPROBEN

 

 

 

Der Arbeitsamtskrimi Rendezvous mit Künzle
1995
I SOSPIRANDO (INTRODUZIONE)

Der Ärger mit Künzle hat vor einem halben Jahr angefangen. Ich könnte nicht sagen, daß ich zuvor von ihm begeistert gewesen wäre. Aber bis dahin konnte ich wenigstens damit rechnen, wie es den Gepflogenheiten des Arbeitsamtes entspricht, nur alle drei Monate eine Einladung von ihm zu bekommen. Dies ist eine Einladung nach §132 Arbeitsförderungsgesetz (AFG). Beachten Sie unbedingt auch die Rechtsfolgenbelehrung auf der Rückseite.

Weil ich sie beachte, habe ich ihm bisher noch keine Einladung abgeschlagen. Zwar bin ich hinterher jedesmal deprimierter als vorher, weil diese Gespräche an meiner Situation nichts ändern. Ich bin so arbeitslos wie eh und je. Aber viermal im Jahr, das läßt sich ertragen. Sonst habe ich nichts von Künzle gehört.

Dann aber ist er auf die Idee gekommen, seine Bestellpraxis zu ändern. Diese Ausdrucksweise ließe vermuten, daß er in einem heilenden Beruf tätig ist. Doch seine Art der Arbeitsberatung steht dazu in einem gewissen Widerspruch. Seine neue Praxis sieht so aus, daß er mich andauernd zu sich bestellt, in unregelmäßigen Abständen, völlig unberechenbar, grundlos; das Schwert des Damokles hängt täglich über meinem Haupt.
(...)

Es folgt ein Auszug aus Teil II: Misterioso

 

© Odile Endres, 1995

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