4) Die Funktion von Text, Grafik und Hyperlink

DER TEXT:

Der Text ist nach wie vor wesentlicher Träger des Inhalts. Die Tendenz geht dahin, präziser und kürzer zu schreiben als bisher, denn sonst bringen die Leser/UserInnen schwerlich die Geduld auf, den Text am Bildschirm zu lesen. Und wer schreibt, will ja im allgemeinen auch gelesen werden.

Allerdings ist es eine zu diskutierende Frage, inwieweit AutorInnen dem Bedürfnis der Leser nach sehr kurzen Texten entgegenkommen sollten. Wie weit soll man sich auf die "Zap- und Klick-Mentalität" einlassen? .

Die Tendenz darf nicht dahin gehen, daß dem Stil auf der einen und dem Inhalt auf der anderen Seite keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Auch weiterhin müssen sich AutorInnen bemühen, sprachlich so differenziert wie möglich zu arbeiten. Und sie sollten auch wirklich etwas zu sagen haben.

Der Text kann - muß aber nicht - auch inhaltlich auf das Thema Internet im weitesten Sinne eingehen; er kann vom Vokabular, von den Metaphern her, beim Thema Anleihen machen.

Meine Thesen:

Die wichtigsten Punkte für eine professionelle Textarbeit sind:

Leser/UserInnen sollten dafür sensibilisiert werden, dem Text weiterhin große Aufmerksamkeit zu schenken, auch wenn Bilder und Links vielleicht auf den ersten Blick verlockender sind.

DIE HYPERLINKS:

Die typische Eigenschaft der Hyperlinks ist der Sprung: zu anderen Texten, zu Bildern, zu weiteren Links etc.

Deshalb bieten sich Links natürlich für mehr oder weniger sprunghafte Assoziationen an. Dies entspricht auch der gängigen These, daß durch die Hyperlink-Struktur die Linearität des Textes aufgebrochen wird. Assoziatives Schreiben - verwandt beispielsweise mit dem automatischen Schreiben (écriture automatique der Surrealisten) - ist allerdings nichts grundlegend Neues.

Assoziationen müssen aber nicht völlig beliebig oder willkürlich sein. Worte, Texte, Passagen, die über Assoziationen miteinander zusammenhängen, sind durch eine innere Logik miteinander verbunden. Ich meine, Assoziationen sind nicht mit oberflächlichen, vollkommen willkürlichen Einfällen gleichzusetzen.

Hyperlinks ermöglichen aber noch andere Vorgehensweisen. Es ist zum Beispiel möglich,

Energisch widersprechen möchte ich der These, die ich (weiß leider nicht mehr, wo) auf einer Literaturseite gefunden habe:

Hyperlinks sind dazu da, um die Leser zu verwirren.

Meine Thesen:

DAS BILD

Internet-Literatur erweitert das Vokabular der Sprache um das Vokabular des Bildes. Das Bild fügt sozusagen eine "sinnliche" Dimension hinzu, bzw. macht den Text teilweise auch sinnlich "greifbar".
Ein wichtiger Punkt ist die Tatsache, daß das Arbeiten mit Bild bzw. Grafik (die Rede ist hier von selbst Kreiertem und Produziertem) nicht mehr von finanziellen oder verlagsbedingten Beschränkungen abhängig ist.

Diese neue Art von Literatur ist also grenzüberschreitend. In ihrem Rahmen können Text und Bild mehr und anders ineinander greifen als zuvor.
Es gilt nun, die Funktion des Bildes in der neuen Literatur näher zu analysieren.

1) Klassische Funktion

Das Bild kann Gestaltungs- und Illustrationselement sein, aber es beschränkt sich nicht darauf.

2) Neue Funktionen

Weitere Funktionen sind möglich und erwünscht. Bilder können:

3) Funktion des Hintergrundbilds

In der Internet-Literatur gibt es nicht nur Bilder, sondern auch Hintergrundbilder. Diese können sehr subtile Funktionen haben.

Sie können:

Bilder öffnen die Tür zu imaginären Räumen, zu einer imaginären Reise in eine andere Welt.

Doch nun zum nächsten Punkt, dem Zusammenspiel von Text und Bild.

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copyright Odile Endres, 1996/97, Stand 5.5.97