4) Die Interaktion von Text und Bild

Die Interaktion von Text und Bild beschränkt sich nicht darauf, eine neue ästhetische Dimension zu schaffen. Sie muß nicht, aber sie kann sehr viel weiter gehen und vor allem auf einer sehr subtilen Ebene stattfinden.

Um dies zu verdeutlichen, möchte ich daran erinnern, daß in Texten oft mit Metaphern gearbeitet wird, meistens sogar mit bestimmten Metaphernbereichen. Metaphern sind ja - wenn wir eine ganz einfache Definition bemühen - Bilder. Und da liegt die Verbindung. Das Bild bzw. die verwendete Grafik kann die im Text verwendeten Metaphern oder den Metapher-Kern-Bereich im ganz konkreten Sinne verbildlichen, sichtbar machen.

Der Prozeß kann aber auch - auf die Produktion bezogen - umgekehrt funktionieren: Das verwendete Bild kann im Schaffen der Schreibenden einen Metaphernbereich initiieren und damit Einfluß auf die Textgestaltung haben. Dies gilt sowohl für die sprachliche als auch für die inhaltliche Realisierung. Im Idealfall findet der Prozeß Bild/Text in beiden Richtungen satt, sodaß sich Text und Bild gegenseitig "befruchten" und der kreative Prozeß im Verhältnis zum herkömmlichen Schreiben erweitert wird. Die Internet-Literatur-Produktion ermöglicht ein Verweben von Text und Bild, das in diesem Maß bisher nicht möglich war.

Meine Thesen in Kürze:

Diese Thesen sind auch ein Plädoyer dafür, Texte aufmerksam zu lesen, sprachliche Feinheiten zu beachten, und die Interaktion von Text und Bild zu sehen - und zu hinterfragen.

Da sind die LeserInnen gefragt.

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copyright Odile Endres, 1996/97, Stand 5.5.97