Was ist Internet-Literatur?

Arbeitsdefinition von Internet-Literatur


Internet-Literatur ist ein neues Genre. Zu einem neuen Genre gehört auch ein neuer Gattungsbegriff. Die Rede ist zur Zeit von: Internet-Literatur, Web-Literatur, Netz-Literatur, Cyberliteratur, Hyperliteratur.

Doch abgesehen von den Begriffen: Was ist diese Internet-Literatur?

Internet-Literatur ist multimediale Hyperlink-Literatur.

Dies ist eine Arbeitsdefinition, die sich aus den grundlegenden Möglichkeiten ergibt, die das Medium Internet bietet: Schrift, Grafik und Hyperlink. Der Hyperlink verbindet ein Element des Textes - Wort oder Bild - mit einem anderen Element. Das ist die minimale Konstellation.

Aber es wird auch darüber zu diskutieren sein, inwieweit Ton, Video und Programmierung zur Internet-Literatur gehören oder nicht. Auch gilt es zu überlegen, welche Konsequenzen es hat, Internet-Literatur als Web-Literatur oder Netz-Literatur zu bezeichnen, wie zur Zeit allgemein üblich. Der Begriff des Webs, des Netzes, könnte involvieren, daß das Produkt einer AutorIn mit den Produkten von anderen AutorInnen verwoben ist und Internet-Literatur nicht mehr notwendigerweise das Werk eines/einer Einzelnen ist. Zur Zeit ist alles offen.

Es geht also weniger darum, was Internet-Literatur ist, als was sie sein kann. Es geht darum auszuloten, welche Möglichkeiten das neue Medium der SchriftstellerIn bietet. Das Thema läßt sich in diesem Rahmen nicht vollständig behandeln. Die folgenden Ausführungen bieten dennoch eine Grundlage zur Diskussion.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der "minimalen Konstellation" von Internetliteratur, d.h. er geht von einem Einzelwerk mit den Basiselementen Text, Grafik und Hyperlink aus. Die Fragestellung ist die folgende: Welche Funktionen können Text, Grafik und Hyperlink in der neuen Art von Literatur einnehmen? Wie sieht deren Zusammenspiel aus? Wie kann die AutorIn diese Elemente nutzen?

© Odile Endres 1998