| |
|
|
Du kannst es
nicht genau sagen, aber du ahnst, daß dies nicht deine
eigenen Spuren sein können. Du kniest dich nieder, um
sie zu betrachten. Deine Unsicherheit wächst. Du weißt
nicht einmal, ob es menschliche Spuren sind, die sich in
diesen feinen, weißen Sand gegraben haben. Du stehst
wieder auf, schaust dich um, aber du entdeckst weder ein
menschliches noch sonst ein Wesen. Du beschließt, der Spur
zu folgen, du willst wissen, ob du allein auf dieser Insel bist. Oder ob es noch
jemand anderen gibt.
| |
Immer noch folgst du der Spur. Die Sonne steht
hoch am Himmel. In ihrem heißen Glanz vibriert das Gras
der Savanne. Die hohen Gräser sind gelb, fast golden in
diesem Licht, und vereinzelt ragen Bäume aus dem
Grasmeer, die du nicht kennst. Hohe Bäume, deren Kronen
riesige Schirme sind, die bizarre Schatten auf das
goldgelbe singende Gras werfen. Du hörst seine Melodie,
das Lied dieses singenden Grases, und folgst seinen
verlockenden Tönen. Vor dir, weit vor dir, in der Ferne,
glaubst du etwas leuchten zu sehen, doch du kannst noch
nicht erkennen, was es ist. Doch du weißt, dies ist dein
Ziel.
| |
du gehst durch die savanne durch das goldene
gras unter beschirmenden bäumen. du gehst leichten
schrittes und die luft glüht. und mitten in diesem
glühen siehst du die giraffen. giraffen mit leuchtenden
hälsen galoppieren durch die savanne | | |
|
| | ohne einen laut, fast schweben sie, sie gleiten durch die glänzenden
gräser mit ihren leuchtenden hälsen und ihr schimmer
vermischt sich mit dem gold der späten sonne. bald
siehst du nur noch dieses gleitende leuchten und du
siehst es verschmilzt mit diesem anderen leuchten das du
aus der ferne sahst... |
| |
|
ab und zu ruhst du im schatten der riesigen schirmbäume
obwohl du unendliche kraftreserven
zu haben scheinst. aber es gefällt Dir, auf dem warmen,
weichen boden zu liegen und durch die zweige dieser
bäume in den gelben himmel zu schauen. dann hörst du
auch die bäume singen ihr lied liebst du besonders doch
du mußt aufpassen daß du nicht einschläfst daß sie
dich nicht in einen anderen traum entführen.
| da,wieder einmal liegst du unter einem
singenden baum da siehst du die zeichen. jemand oder
etwas hat zeichen in den stamm geritzt. |
|
zeichen, die du nicht verstehst. doch du glaubst im lied des
baumes zu hören, daß die zeichen nichts wesentliches zu
sagen haben. nichts was für dich oder den baum etwas bedeutet. |
|
|
|
du glaubst nur ein klagen im lied des baums wahrzunehmen. |
|
und dann siehst du plötzlich ein buch es scheint in der luft
zu schweben ein buch dessen seiten sich öffnen vom heißen wind geblättert und du bekommst eine ahnung
wohin der weg geht.
| die gräser sind dürr geworden auf deinem weg und sie haben ihren glanz verloren. die
sonne steht immer noch am himmel so viele tage schon ohne
eine einzige nacht und die gräser sind verdorrt und die
bäume in die erde versunken. kein gras spürst du mehr
unter deinen füßen, du fühlst kantige steine über die
du gehst und du gehst leicht wie eine feder. |
| |
|
|
steine mit rissen und höckern und löchern und felsen mit
kanten und türmen und domen. keine spuren sind mehr sichtbar in dieser wüste du folgst den spuren dieser
steine und felsen und du setzt dich um sie näher zu betrachten.
| du betrachtest die steine sie scheinen
vertraut du sitzt und schaust und dann siehst du muster.
bekannte und unbekannte muster die schimmern von einem
fernen leuchten. du betrachtest
die steine und glaubst etwas zu sehen was du kennst doch
du kannst es nicht fassen. die kanten und risse und
formen der steine erinnern an zeichen an verkümmerte
zeichen oder erst entstehende zeichen durch viele
jahrtausende wachsende zeichen sich ständig und langsam
verändernd um irgendwann durch licht und regen zu erwachen
| du bist den giraffen gefolgt, lange,
lange bist du gegangen, und nun endlich ist es nahe
dieses leuchten du erkennst das leuchten. es ist das
leuchten einer gläsernen stadt. die häuser die türme
die kuppeln sind aus vielfarbigem glas die fenster aus
klarem kristall die mauern durchsichtig ein licht fließt
durch diese stadt ein schwebender sich ständig
verändernder glanz. |
| |
|
du setzt dich unter einen der schirmbäume und schaust dich
satt an diesem schimmern in allen farben des regenbogens
an diesem glanz der deine augen so sehr blendet daß du
schließlich deine augenlider schließt doch auch so
brennt in dir dieses leuchten der gläsernen stadt |
|
als du
erwachst ist es abend endlich einmal abend nach diesen endlosen tagen. jetzt schimmert die stadt unter dem mond. ein silberner schimmer der dir
zeigt daß es auch glänzende mauern gibt in dieser stadt, nicht nur glitzerndes kristall und farbiges glas.
| |
dann stehst du vor einem tor und du siehst
seltsame zeichen im mondlicht aufscheinen. du schaust
durch dieses tor und die stadt dahinter erscheint dir auf
einmal als labyrinth. du überlegst lange ob du
hineingehen sollst. du suchst nach einer antwort. doch es
niemand da, den du fragen kannst. die stadt ist unbelebt.
und du weißt immer noch nicht, ob du hineingehen wirst.
doch dir scheint, wenn du hineingehst, dann wirst du
erwachen... | |
| | |
ob hinein in einen anderen traum oder in eine andere
wirklichkeit, das weißt du nicht. |
|
| |
du stehst vor dem tor dem schimmernden tor
es ist ein kristallener bogen und du gehst einfach
hindurch und schon bist du in dieser gläsernen stadt,
die umringt ist von diesen mauern , die im mondlicht
schimmern. du wanderst durch leere straßen nirgends ein
licht ausser dem licht des mondes und nirgends ein
mensch. oder sonst eine kreatur.
| |
du bist einsam in dieser verwirrenden stadt deren eingang du
nicht mehr findest und du ahnst daß sie keinen ausgang
hat. allein wanderst du durch diese unbelebten straßen,
doch plötzlich siehst du spuren, es sind genau die
spuren, die du am strand sahst, in der savanne, in der
wüste. du gehst ihnen nach und dann stehst du auf einem
großen, leeren platz. du bist barfuß und deine füße
berühren ein schimmerndes pflaster und über dir
leuchtet ein voller mond. an der stirnseite des platzes
siehst du ein großes gebäude, das von innen erleuchtet
scheint. du gehst darauf zu und du erkennst, was es ist.
| du gehst hinein in diese bibliothek in dieses riesige
haus. millionen von büchern stehen in unendlichen reihen
von hohen regalen, in leder gebundene bücher, in leinen
oder in dickes papier gebundene. staunend wanderst du
zwischen diesen reihen hindurch du weißt nicht wie lange. |
|
du läufst durch gänge von regalen umrahmt wie von hohen bäumen
ein gang führt in den anderen manchmal kommst du auf
eine kreuzung in die vier gänge münden du nimmst
irgendeinen der dir gefällt du weißt längst nicht mehr
wo du bist es ist ein labyrinth |
| | |
du nimmst bücher aus dem regal, immer wieder, es sind
geschichten, romane, gedichte, und du kennst keine
einzige autorin keinen einzigen autor du kennst niemanden
der diese bücher schrieb und du wunderst dich. |
|
du fragst dich wo du bist.
| |
du kommst zu einem regal in dem wörterbücher stehen
enzyklopädien und es lockt dich der band der mit l beginnt doch du gehst weiter |
|
| du wanderst staunend und siehst die bücher im gedämpften licht
und du fragst dich woher kommt dieses licht. du gehst und
gehst und das licht wird stärker und dort siehst du ein
helleres leuchten am ende dieses ganges. |
|
endlos scheint dieser gang dieser pfad und wie du gehst wird das
leuchten immer heller und dann ist der gang zu ende und
du stehst auf einer lichtung inmitten dieses waldes aus
blättern und büchern. |
|
und endlich siehst du woher dieses wunderbare leuchten kommt
das zentrum dieses leuchtens das die reihen dieser
bibliothek erfüllt dieses labyrinths das du durchwanderst.
|
| inmitten der lichtung steht ein
leuchtendes gebilde, es schimmert und changiert und
verändert sich es ist grün und blau und rot und gelb
und lila und rosa und golden und braun und alles zugleich. alles ändert sich ständig und dann sehe ich es
ist ein leuchtender lebendiger baum durch den ein
vielfarbig schimmerndes licht fließt |
|
es ist ein
phosphoreszierender baum und und in seinen zweigen
funkeln leuchtende zeichen. es sind unzählige
leuchtende zeichen es sind fließende alphabete es ist
ein strom voller köstlicher wortfrüchte es ist der baum
der zeichen der welt.
| und dann siehst du überall sind zeichen überall sind
buchstaben überall sind fließende worte überall ist
ein gewebe aus worten und zeichen und sätzen überall
auf dem boden an der hohen decke in den galerien in den büchern.
| unter dem baum steht ein schimmernder tisch und auf dem tisch liegt ein
glänzendes buch und du setzt dich auf den stuhl der bereit steht. das buch ist sehr
groß in leder gebunden in einen deckel dessen farbe du
nicht benennen kannst weil sie sich ständig ändert und
auch die lettern die hineingewoben sind kannst du nicht
entziffern weil sie beständig fließen so daß dich ein
schwindel überfällt. doch dann öffnest du das buch und
du beginnst zu lesen |
|