Ich schaute auf diese verdammten Spuren und fragte mich, wo zum Teufel ich mich befand. Und wie ich hierher gekommen war. Ich konnte mich nicht erinnern, verdammt nochmal. Und so viel ich mich auch umsah, ich konnte niemanden fragen, weil es niemanden gab. Ich hatte das Gefühl, als sei ich der einzige Mensch auf dieser gottverdammten Insel. Denn ich begann zu ahnen, daß es eine Insel war, auf der ich mich befand, und wenn ich Pech hatte, dann auch noch auf einer unbewohnten. Aber von wem stammten dann diese Spuren? Diese verdammten Spuren. Der Wind hatte sie schon ziemlich verweht, und ich konnte nicht genau feststellen, von wem sie stammten. Doch wenn ich mich nicht täuschte, dann sahen sie aus wie von menschlichen Füßen. Ohne Schuhe. Dann gab es also doch Menschen außer mir. Eingeborene vielleicht. Ich hoffte verdammt noch mal, daß sie nicht gefährlich waren. Und ich hatte nicht einmal etwas, Geld oder Glasperlen oder was auch immer, um sie zu besänftigen.

Aber möglicherweise stammen die Spuren auch von einem Schiffbrüchigen. Bin ich auch einer? Verdammt, wenn ich nur wüßte, wie ich hierher gekommen bin.

Ich hatte Hunger und Durst. Ich mußte mich damit abfinden, aus einer Quelle zu trinken. Hoffentlich war sie nicht vergiftet. Und ich habe irgendwelche roten Beeren und gelben Früchte gegessen, die ich an Sträuchern und Bäumen gefunden habe. Ich weiß nicht, wie sie wirken werden. Aber ich hatte solchen Hunger, daß es mir egal war. Und jetzt folge ich noch immer diesen Spuren, die manchmal fast nicht zu erkennen sind, im trockenen Gras dieser elenden Savanne. Ich bin ein wenig verwirrt. Ich bin nicht mehr sicher, ob es noch dieselben Spuren sind. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht doch meinen eigenen Spuren folge. Ich kann es nicht genau erkennen. Ich frage mich, trage ich in meinem normalen Leben vielleicht eine Brille? Gegen abend glaubte ich kurz, in der Ferne Tiere zu sehen. Sie sahen aus wie Giraffen, und irgend etwas schien zu leuchten. Es sah aus wie eine ganze Herde, doch im nächsten Augenblick schon war sie verschwunden. Ich denke, daß es eine Luftspiegelung war, eine Fata Morgana. Wenn ich nur wüßte, in welchem Teil der Welt ich mich befinde. Bisher ist mir immer noch niemand begegnet. Ich bin jetzt seit zwei Tagen unterwegs. Ich ritze die Anzahl in ein Stück Holz ein, das ich bei mir trage. Eine Kerbe für jeden Tag. In meinen Taschen habe ich zum Glück noch ein kleines Klappmesser gefunden. Ich werde mich jetzt unter einen Baum legen und schlafen. Sie sind seltsam, diese Bäume hier. Wie große Schirme. Heute nacht hatte ich einen seltsamen Traum. Er hat mich erschreckt, ich weiß nicht, warum und ich versuche, nicht mehr daran zu denken. Ich frage mich, in welcher Richtung ich heute weitergehen soll. Ich glaube, die Spur habe ich verloren. Ich meinerseits lege nun eine Spur. Ich ritze Zeichen in die Baumstämme ein. So werde ich wieder zurückfinden.  Und wenn es hier andere Wesen oder Menschen gibt, dann werden sie auf mich aufmerksam werden. Ich wünschte, ich würde endlich jemandem begegnen. Esse weiterhin die gelben Früchte und roten Beeren. Habe nichts anderes Eßbares gefunden. Gegen Abend glaube ich am Horizont erneut ein Leuchten zu sehen. Wieder eine Fata Morgana, denn nach ein paar Sekunden ist der Spuk verschwunden. Es lohnt sich nicht, in diese Richtung zu gehen. Ich meine, am Nachmittag auf neue Spuren gestoßen zu sein, auf die Fährte von Wild.  Dieser Fährte folge ich jetzt. Ich kann den Braten schon riechen. Veilleicht eine Gazelle? Ich habe Hunger. Und immer noch keine Spur von Zivilisation. Immer noch nichts gefunden. Die Spuren haben mich in ein waldiges Gebiet geführt. Hier gefällt es mir. Schatten und Wasser, soviel ich will. Die Quellen scheinen gut zu sein.
Auch bin ich nicht mehr sicher, ob ich immer noch den gleichen Spuren folge, die ich am Anfang gesehen habe. Es ist gleichgültig, sie haben mich in diesen Wald geführt. Ich werde versuchen, mir eine primitive Hütte zu bauen. Diese verdammte Einsamkeit tut mir nicht gut. Noch immer bin ich keiner Menschenseele begegnet. Auch keinem Tier. Lediglich einen - glücklicherweise toten - Skorpion habe ich in  meinem rechten Schuh gefunden. Wenn es diese nahrhaften Früchte nicht gäbe, wäre ich längst verhungert. Aber was gäbe ich für ein gebratenes Wildschwein! Ich komme zu dem Schluß, daß dieser Landstrich verdammt langweilig ist. Nichts passiert, niemand taucht auf. Hier fehlt eindeutig die Zivilisation. Wenn es hier überhaupt jemanden gibt, dann nur irgendwelche Primitiven. Aber vielleicht wäre ich sogar froh, einen aus einem wilden Stamm zu sehen. Ich könnte jetzt ein wenig Unterhaltung gebrauchen. Diese Geschichte gefällt mir nicht. Am liebsten würde ich aussteigen. Abgesehen vom Hunger nach Braten quälen mich immer wieder diese Luftspiegelungen. Gestern sah ich eine Stadt in der Ferne, die leuchtete wie ein Regenbogen. Doch sie war bald wieder verschwunden, diese Spiegelung.         Aber ich fange an, nicht mehr zu wissen, was existiert und was nicht. Ich glaube, Geräusche in den Büschen zu hören. Auch meine ich, etwas Fieber zu haben. Meine Stirn ist heiß und nachts habe ich Alpträume. Schon wieder habe ich diese seltsame Stadt gesehen. Deshalb habe ich beschlossen weiterzuwandern. Vielleicht gibt es sie doch, diese unwahrscheinliche Stadt. Allerdings gehe ich jetzt schon seit vielen Stunden. Es gibt nicht einmal mehr Bäume, an deren Stamm ich meine Zeichen hinterlassen kann. Hoffentlich finde ich wieder zurück.           Ich habe mir vorgenommen, ich gehe noch solange weiter, bis es Nacht wird. Wenn ich die Stadt dann nicht gefunden habe, gehe ich zurück zu diesem verfluchten Strand. Ich werde versuchen, mir ein Floß zu bauen. Ich muß weg von dieser verdammten Insel. Dabei weiß ich noch immer nicht, ob es überhaupt eine ist Es gibt sie doch, diese Stadt. Es ist eine ganz normale Ansammlung von weißen Häusern. Das heißt, es war eine solche. Jetzt sind die Häuser zum Teil verfallen. Die Fenster, die noch übrig sind, sind überdimensional groß. Das Dumme ist nur, daß dieses Kaff unbewohnt zu sein scheint. Genau kann ich es nicht sagen, weil die Stadt von einer weißen Mauer umschlossen ist. Es gibt zwar ein Tor, doch es ist verschlossen. Und kein Lebenszeichen! Ich werde noch verrückt. Irgend jemand muß diese Häuser doch gebaut haben. Irgend etwas ist seltsam. Es ist eine Geisterstadt. Und bald wird es auch noch Nacht. Die Sonne geht gerade unter. Was soll ich jetzt tun? Das glänzende Tor läßt mich nicht eintreten. Ich versuche es, aber ich scheitere. Es ist, als gäbe es eine unsichtbare Barriere. Immer wieder versuche ich, durch dieses Tor zu treten, das nicht bewacht scheint, das offen scheint und keine zu schließenden Torflügel, kein Schloß besitzt. Und doch kann ich nicht hinein. Vielleicht ist es besser so, denke ich. Wer weiß, was mich in dieser eigentümlichen Stadt erwartet hätte. Ah, da leuchtet etwas am Boden. Ein Kristall. Ich nehme ihn in die Hand. Er leuchtet, obwohl es dunkel wird. Dieser Kristall ist mir unheimlich.
Ich sollte ihn lieber fallen lassen. Aber ich kann nicht aufhören, hinein zu starren. Ich glaube, er ist magisch. Mir wird schwindlig. Oh, Gott, was passiert jetzt? Es ist nicht zu fassen. Wo bin ich denn jetzt gelandet. In einer Bibliothek. So was hab ich noch nie gesehen. Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin. Es ist entsetzlich.   Das ist keine Bibliothek, das ist ein Labyrinth. Schon immer habe ich Bücher gehaßt, ich bin ein Mensch der Tat. Und jetzt bin ich umzingelt. Umzingelt von Millionen von Büchern in Millionen von Regalen in einem endlosen Labyrinth.     Seit Stunden irre ich darin umher, in irgendwelchen Gängen zwischen diesen gräßlichen Regalen, und weiß nicht mehr, wie ich entkommen soll.   Lieber noch wäre ich in einer Höhle mit tausend Drachen gelandet als in dieser gottverfluchten Buchstabenwüste. Gott stehe mir bei! Ich will nur noch eines: Ich will von hier raus! Aber wie. Ich beginne zu rennen. Ich werde noch verrückt in diesem Durcheinander! Ah, da, eine Art Kreuzung!   Welchen Weg soll ich bloß nehmen?   Ah, dort drüben sehe ich eine Tür, da steht was drauf. Das muß der Ausgang sein. Nichts wie hin.