TERRA X

Ich entschied mich für die Terra X. Diese Pizza schien mir irgendwie erdnäher, einfacher und gerade noch phantasielos genug, um mich nicht von der Arbeit abzulenken. Im Gegenteil, ich hoffte, sie würde mich inspirieren, es mir ermöglichen, mich gleichsam in ein gemeinsames Terrarium mit meinen Freunden, den Amphibien, zu begeben und die Welt aus der Froschperspektive zu sehen.

Nachdem ich Ziele, Zielgruppen und Botschaften der Amphibienschützer analysiert hatte, war es an der Zeit, wirksame Maßnahmen zu planen, und genau dafür fehlte es mir noch an griffigen Ideen. Sie glitten mir immer wieder aus den Fingern. Aber ich wollte endlich diesen Frosch im Hals los sein, ich wollte endlich aufhören, mir Salamanderschuhe zu kaufen und im Morast meiner Einfallslosigkeit zu versinken.

So schloß ich das Fenster zum Universum und klickte mich zurück zur Arbeit, wobei ich über die mailbox stolperte. You have mail. Genau das, was mir noch gefehlt hatte. Hektische emails von meiner Agentur-Partnerin Su. Oder von einem Kunden. Oder alles auf einmal. Es war zum Fliegenfressen. Aber wenn ich mir weiterhin meine Mäuse verdienen wollte, mußte ich die Post wohl oder übel lesen.

Ich wünschte sämtliche Auftraggeber in den Sumpf, schickte Su eine schnelle Antwort, vergaß alles übrige und widmete mich ausschließlich den Amphibien. Die Pizza, die der Pizzabote irgendwann gebracht haben mußte - ich konnte mich kaum daran erinnern - aß ich ungesunderweise nebenher. Sie schmeckte mir sowieso nicht, weil ich ständig das Gefühl hatte, eine Kröte zu schlucken.

Zwei Dinge standen fest, nachdem ich die Pizza aufgegessen hatte: der neue Name für die Vereinigung der Amphibienschützer und ein ansprechendes PR-Event. Ich dachte da an eine kleine Amphibien-Performance, bei der ein Froschkonzert und Knallfrösche die Hauptrolle spielen würden.

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Text & Grafik: © Odile Endres 1996