Poesie im Cyberspace
 

 

kiemenatmen


man trägt jetzt weiße
schutzanzüge. die
atemmasken lassen nichts
durch wir praktizieren
eine art kiemenatmen
durch plutoniumsfilter 

unser häuser sind versiegelt.
die letzten sind auf  dem
weg in die unterirdischen
zonen die unsre heimat
sein werden.

an sonntagen werden
wir emporsteigen und
unter einer glasglocke
wandeln rund um uns
die verstrahlten ruinen.

wir sind nicht sehr
viele. unsere glas
glocke liegt weit
von den friedhöfen
das strahlen das von
dort kommt: eine
unirdische blendung.
keiner von uns geht
ohne schutzbrille.

wenn die sonne sinkt
bleiben wir und steigen
mit dem mond. es heißt
die wohnungen würden
bald fertig werden. zum
träumen fahren wir mit
gläsernen aufzügen weit
hinab ins erdinnere.                        

wir werden nicht genug
raketen haben für alle.
einige von uns werden
hierbleiben das macht
nichts. so sind wir nah
an der hölle. es soll
dort wärmer sein
als in der ewigen kälte
des himmels.

an den glaswänden der
aufzüge leuchten silberne
kraken. in jeder erdschicht
schimmern andersfarbige
schlangen: blau grün lila
golden regenbogenfarben
weiß. das rot fürchten wir.
es erinnert uns an die
alten legenden

(die letzte expedition
kam nicht zurück)


verfasst 2011, publiziert in:
Endres, Odile (2014). von bussen und büffeln. Gedichte. freiraum-verlag, Greifswald.

 

  © Odile, 2011