Konzeption für die Ausstellung hautnah (1996)
von Odile Endres
Für die Ausstellung "hautnah" habe ich ein Konzept mit dem
Schwerpunkt Sprache ausgearbeitet. Im Laufe des Arbeitsprozesses schälten sich immer
wieder neue Schichten des Themas heraus. Im Spiel mit der Sprache der Haut eröffneten
sich immer wieder neue Möglichkeiten, von denen eine winzige Auswahl in dieser
Internet-Ausstellung präsentiert wird.
In den lyrischen Texten steht zunächst das subjektive Erleben der Haut im
Vordergrund: ausgehend vom seelischen Empfinden der Haut als verletzlichem Schutz wandert
es über das erotische Hautgefühl im Liebesleben zu solch heißen Themen wie dem "Schwitzen".
Die Gestaltung der Texte, eigener und der anderer AutorInnen,
arbeitet mit Material, das sich assoziativ mit dem Thema verbindet: Papier in allen
Variationen. Damit verbindet sich die graphische Gestaltung der Schrift. Poesie wandelt
sich so zum Bild. Die Form spiegelt die Bedeutung.
Literaturcollagen zeigen Spuren der "Haut" verschiedenster AutorInnen aus
unterschiedlichen Nationen und Kulturen. Das Bild der Haut, die Rolle, die sie spielt, der
Stil, in dem sie beschrieben wird, all das variiert von Text zu Text: kühl, sachlich,
erotisch, phantasievoll, sensibel, witzig....
Graphische Textgestaltung und Objekte
visualisieren einzelne Aspekte der literarischen Haut-Stücke. Das weckt Appetit aufs
Lesen. Und vielleicht können diese Arbeiten eine Anregung für die BetrachterInnen sein,
auf Reisen zu gehen und weitere Haut-Spuren in der unendlichen Literatur-Landschaft zu
entdecken.
Die weitergehende sprachliche Spurensuche führt von der menschlichen Haut über die Haut der Tiere zur Haut der Dinge. Die
Sprache wird beim Wort genommen und erlöst aus der Festigkeit der Zeichen, zu denen sie
erstarrt ist. In meinen Arbeiten erwecke ich die Bildhaftigkeit alltäglicher Worte und
Redewendungen zu neuem Leben. Dabei bleibt schon mal der tierische Ernst auf der Strecke.
Sprache wird zum Material, das sich künstlerisch gestalten läßt und mit anderen
Materialien - manchmal überraschende - Verbindungen eingeht. In Anlehnung an die konkrete
Poesie entstanden Wortbilder, die in sich geschlossene Wirklichkeiten darstellen.
Analytische Wortarbeit wird mit einem assoziativen Zugang zum Thema Haut kombiniert. So
entstanden Collagen, Computergraphiken, Kurzromane, Kalligraphieblätter und kuriose
Objekte.
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